Ötzi, der Mann aus dem Eis, ist auch noch 20 Jahre nach seinem Auffinden für neue Rekorde gut. Wegen des großen Publikumsinteresses wurde die Ausstellung „20 Jahre Ötzi – Sonderausstellung Ötzi20“ im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen (Museumstraße 43) bis zum 31. Januar 2013 verlängert.

Für den Mann aus dem Eis wurde ein weltweit einzigartiges Kühlsystem entwickelt, das es erlaubt, die Mumie der Öffentlichkeit zu zeigen. Um den Feuchtigkeitsverlust des Ötzi zu verhindern, wird sie mit Wasser bespritzt, so dass sich an der Oberfläche eine feine Eisschicht bildet. Das Bild zeigt das Vitrinenfenster zur Kühlzelle der Mumie. – Foto: Südtiroler Archäologiemuseum
Anlass der Ausstellung, die seit 1. März 2011 läuft, ist die Auffindung der Mumie durch das Nürnberger Ehepaar Erika und Helmut Simon am 19. September 1991 am Similaungletscher (Ötztaler Alpen) in einer Höhe von 3210 Metern, nur wenige Meter entfernt von der österreichischen Grenze. Vier Tage später wurde Ötzi geborgen. Auf vier Stockwerken und insgesamt 1200 Quadratmetern spannt die Ausstellung einen Bogen vom Alltagsleben des Ötzi und seine Wirkung in den Medien, über wissenschaftliche Aspekte hin zu kuriosen Geschichten rund um den Sensationsfund. Die Sonderausstellung lebt auch von vielen interaktiven und spannenden Erlebnissen.
Die vier Stockwerke
Erdgeschoss/Hochparterre: Der Bereich „Live“ stellt die Massenmedien und deren Reaktionen auf den Fund in den Mittelpunkt. Dargestellt werden die ersten Tage nach der Entdeckung und die damit zusammenhängenden Interpretationen der Mumie.
1. Etage: Unter dem Motto „Reality“ verwandelt sich dieses Stockwerk in eine Eis- und Schneelandschaft, zeigt die bestens erhaltene Ausrüstung des Steinzeitmannes und den “Hauptdarsteller” in seiner Kühlbox.

Wichtige Fundstücke aus dem Alpenraum während der Kupferzeit werden in der zweiten Etage des Museum lebendig dargestellt. – Foto: Südtiroler Archäologiemuseum/DPI
2. Etage: Hier lautet die Devise „Science“. Die Besucher tauchen ein in die Welt der Kupferzeit und begeben sich in Laboratorien auf eine spannende Forschungsreise rund um den Kriminalfall Ötzi. Ein weiterer Bereich widmet sich den zur Zeit laufenden Untersuchungen.
3. Etage: Unter dem Motto „Fiction“ wird hier Kurioses und Spannendes gezeigt, zum Beispiel Briefe einfallsreicher Ötzi-Fans und Comics. Auch Einblicke in die Archive der Uni Innsbruck, in der Ötzi bis 1998 untersucht wurde, sind möglich.
Die Geschichte
Für den Namen Ötzi zeichnet der Wiener Journalist Karl Wendl verantwortlich. Er nannte die Mumie in einem Zeitungsartikel „Ötzi“, weil die Fundstelle sich ja in den Ötztaler Alpen befand. Offiziell und für die Wissenschaft heißt die Gletschermumie „Der Mann aus dem Eis“.

Einer der Höhepunkte der Ausstellung ist die neue Rekonstruktion von Ötzi, angefertigt von den Brüdern Andrie und Alfons Kennis aus den Niederlanden. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Ötzi so ausgesehen hat. – Foto: Südtiroler Archäologiemuseum/Ochsenreiter
Als Ötzi lebte, zwischen 3350 und 3100 vor Christi Geburt, begann in Europa die Kupferzeit, das Land war nur dünn besiedelt. Zur Verdeutlichung: die Pyramiden von Gizeh kamen erst 600 Jahre später. Wälder und Sümpfe beherrschten das Bild, die Bevölkerung lebte von Ackerbau und Viehzucht und ging auf die Jagd. Ötzi war etwa 1,60 Meter groß, hatte Schuhgröße 38 und wog 50 Kilogramm. Heute wiegt die Mumie 13 Kilo und ist auf 1,54 Meter geschrumpft. Ötzi hatte blaue Augen – erst seit ein paar Jahren ist dies durch eine DNA-Analyse gesichert, vorher nahmen die Forscher an, er hätte braune Augen gehabt. Gefunden wurde nicht nur die Mumie, sondern seine vollständige Bekleidung und Ausrüstung war perfekt erhalten. Haut, Haare, Augen, Gewebe, die inneren Organe und der Darminhalt waren vorhanden.
Ein kärgliches Leben
Ötzis Alter wurde mit Hilfe einer Radiokarbon-Datierung bestimmt. Zeit seines Lebens, das sehr kärglich gewesen sein musste, war Ötzi nicht der Gesündeste. Seine Gelenke waren verschlissen, die Blutgefäße verkalkt, die Zähne abgeschliffen, der Darm von Bandwürmern befallen. Ein Fingernagel weist auf eine chronische Krankheit hin, und tiefe Querfurchen zeigen, dass Ötzis Immunsystem wenige Wochen vor seinem Tod starken Stresssituationen ausgesetzt gewesen sein musste. Auch konnten 60 „Tätowierungen“ nachgewiesen werden. Feine Schnitte wurden genau dort gefunden, wo Ötzi Verschleißerscheinungen hatte und dadurch große Schmerzen litt. Werden nämlich feine Nervenstränge durchtrennt, kann dies zu einer Schmerzlinderung führen.